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Schnecken im Garten – von Plagegeistern und Nützlingen

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Schnecken im Garten – von Plagegeistern und Nützlingen


Wer kennt es nicht, die ersten frischen Triebe, die Kohl- oder Salatpflanzen, am Vortag liebevoll ausgepflanzt, am nächsten Tag alles kahlgefressen. Gerade bei feuchter Witterung können Schnecken selbst dem erfahrenen Kleingärtner den letzten Nerv und den Spaß am Gärtnern rauben.

Schnell im Schuppen nachgeschaut oder im Baumarkt eingeholt, wird Schneckenkorn als Universallösung ausgebracht. Doch hierauf sollte lieber verzichtet werden, denn nicht alle Schnecken fressen wirklich an unseren Pflanzen und wir töten hierdurch auch Nützlinge! Schneckenkorn enthält üblicherweise starke Lockstoffe, sodass auch über größere Strecken Tiere auf die bedrohten Beete gelockt werden. Einmal von dem Gift gefressen, verenden die Schnecken erst nach mehreren Tagen qualvoll, Eisenphosphat verhindert die Nahrungsaufnahme durch Aufblähen des Verdauungstraktes und die Tiere verhungern oder verdursten. Die sterbende Schnecke kann in ihrem Versteck zwar keine Nahrung mehr aufnehmen, jedoch legt sie die in ihrem Körper befindlichen Eier noch ab und es kommt nach einiger Zeit zu einem erneuten Anstieg der Population. Auch bereits verendete Schnecken locken Artgenossen an, da Schnecken Aasfresser und Kannibalen sind.

Wirkliche Schädlinge unter den Schnecken, die auch beträchtliche Fraßspuren an unseren Gemüsepflanzen hinterlassen, sind die Gartenweg- und Ackerschnecke und die Spanische Wegschnecke. Letztere ist orangebraun bis braun und wir bis zu 15 Zentimeter lang. Allesamt sind Nacktschnecken.

Nützling hingegen ist die unter Naturschutz stehende Weinbergschnecke. Sie frisst die Eigelege der Nacktschnecken und ernährt sich vornehmlich von welkem, abgestorbenem Pflanzenmaterial. Auch alle anderen gehäusetragenden Schnecken, wie die Bänderschnecke richten so gut wie keinen Schaden an und ernähren sich ähnlich der Weinbergschnecke.

      

Der Star im Gemüsebeet ist jedoch der Tigerschnegel (auch Tigernacktschnecke). Er wird bis 15 cm groß, ist meist graubraun mit schwarzem Punkt- oder Streifenmuster und wie die meisten Schnecken nachtaktiv. Auch Tigerschnegel fressen die Gelege anderer Schnecken, wobei sie in der Lage sind, als Raubschnecke auch andere Nacktschnecken von gleicher Größe zu jagen und zu überwältigen! Da sich Schnegel wie auch die Gehäuseschnecken von abgestorbenen, pflanzlichen Resten ernähren, tragen sie ebenfalls alle zur Humusbildung bei.

Natürliche Feinde einer jeden Schnecke sind unter anderem Vögel, Frösche und Kröten, Laufkäfer und Hundertfüßer, Spitzmäuse und der Igel, um einige zu nennen. Es gilt also hier wie so oft unsere Gärten nicht zu steril zu gestalten und Rückzugs-, Brut- und Unterschlupfmöglichkeiten anzubieten. In einem ökologisch und nachhaltig bewirtschafteten Kleingarten, stellt sich so auch ohne Chemie ein natürliches Gleichgewicht von Schädlingen und Nützlingen ein, sofern jeder seinen Lebensraum finden kann.

Um Jungpflanzen vor Schneckenbefall zu schützen, haben sich Schneckenkragen oder Schneckenzäune als Barrieren bewährt, auch das Ausstreuen von Sägemehl, Sand oder Kalk soll helfen, da Schnecken wegen des eigenen Feuchtigkeitsverlusts diese Materialien meiden. Für Hochbeete oder Pflanzkübel gibt es mittlerweile spezielle Anstriche oder Kupferbänder, die von den Tieren nicht überwunden werden. Besonders wichtig ist es, eher in den Morgenstunden als abends zu gießen, damit unsere Pflanzen und auch der Boden genügend Zeit zum Abtrocknen haben. Eine feinkrümelige und lockere Bodenstruktur ist ebenfalls hilfreich!



Sebastian Gräf / Fachberater KGV Am Sellnberg

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