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Lichtverschmutzung im Kleingarten

Lichtverschmutzung im Kleingarten

 

Gerade innerorts sind Kleingartenanlagen in Zeiten des Artenschwunds und Insektensterbens wichtige Habitate und Rückzugsgebiete mit hoher Biodiversität. Als Kleingärtner tragen wir nicht nur Verantwortung für den uns überlassenen Boden, sondern auch für alle anderen Bewohner unserer Gärten!

Solarlampen und Lichterketten liegen auch im Garten gerade voll im Trend und sind teils schon für wenige Euro zu haben. Schließlich sollen das eigene Grundstück oder auch der Gartenteich bei Dunkelheit noch im rechten Licht erscheinen und uns an langen Abenden im Garten erfreuen.

Für nachtaktive Käfer und Insekten stellen künstliche Lichtquellen jedoch ein erhebliches Problem dar. Etwa 60 Prozent aller in Deutschland vorkommenden Insektenarten sind nachtaktiv. Auch bei Schmetterlingen, man unterscheidet zwischen Tag- und Nachtfaltern, ist der überwiegende Teil nachtaktiv. Fluginsekten beispielsweise orientieren sich bei Dunkelheit bei der Nahrungs- und Partnersuche an Sternen und dem Mond und richten hierzu ihren Flugwinkel aus, sie können auch bei geringsten Lichtstärken noch sehen, reagieren sogar auf kurzwellige UV-Strahlen, die für den Menschen nicht mehr sichtbar sind. Werden sie jetzt aber von einer viel intensiver leuchtenden, künstlichen Lichtquelle angezogen, umkreisen sie diese bis zur völligen Erschöpfung und werden so zur leichten Beute für Spinnen und Laufkäfer oder Spitzmäuse. Gerade besonders lichtempfindliche Insekten sind hier in Ihrer Population besonders betroffen. Auch die Nahrungssuche und das Fortpflanzungsverhalten werden so beeinträchtigt und die Bestäubungsleistung nimmt ab.

Ähnlich verhält es sich am beleuchteten Gartenteich. Der Biorhythmus (Tag-Nacht Rhythmus) von Fischen, Amphibien und Insekten wird gestört und durch den zusätzlichen Lichteintrag kann es zu vermehrtem Algenwuchs kommen. Ebenso kontraproduktiv ist das Beleuchten von Bäumen, Sträuchern, Gräsern und Pflanzen, da diese wiederum für tagaktive Insekten als Rückzugsort und Schlafplatz nicht mehr zur Verfügung stehen. Hinzu kommt, dass auch Pflanzen die Dunkelheit brauchen, um sich von der tagsüber betriebenen Photosynthese zu erholen.

Wirklich nachhaltig sind Solarlampen nicht, da gerade die günstigeren Modelle meist nur eine geringe Lebensdauer haben. Gerade in Akku und Solarzelle sind wichtige Rohstoffe wie seltene Erden verbaut. Defekte Lampen gehören nicht in den Restmüll, sondern können kostenlos auf dem Recyclinghof abgegeben werden.

Bestenfalls verzichten wir auf die dauerhafte, nächtliche Beleuchtung unserer Gärten oder wir verwenden Beleuchtung mit Bewegungsmeldern und schaltbare Solarlampen, die nur in Betrieb sind, wenn wir uns auch wirklich im Garten befinden. Hier ist es wichtig darauf zu achten, dass Lampen und Leuchten ohne UV- oder Blaulichtanteil mit einer Beleuchtungsstärke von drei bis fünf Lux verwendet werden (kein kaltweißes Licht, eher warmweißes bis gelbes Licht).

Sebastian Gräf, Fachberater KGV Am Sellnberg

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